Der Wasserweg
Der Wasserweg weg ist der südliche der zwei Wanderwege und führt an den Stauteichen entlang und durch das Hauptabbaugebiet mit seinen Schächten und Pingen. Start und Ziel ist am Parkplatz.
Wasserweg (blaue Linie)
Bergwerke in der Nachbarschaft
Die Hohe Rhonard bietet einen weiten Blick über das Sauer- und das Siegerland. Von hier hat man einen Überblick über einst bedeutende Orte des Bergbaus in Südwestfalen. Im Nordosten liegt der Kupferseifen bei Rehringhausen, der wertvolles Kupfererz lieferte. Östlich, bei Neuenkleusheim, liegt die Elpertshagener Vereinigung. Ebenfalls weiter östlich der Rhonard wurde auf und um den Kindelsberg reger Bergbau betrieben, so sind das Müsener Revier und die Martinshardt zu nennen. Jenseits des Elberscheids in südlicher Richtung liegt die Grube Altenberg, hier wurden im Mittelalter Eisenerze von guter Qualität gefördert. In südwestlicher Richtung befindet sich nahe Ottfingen die Grube Haupt Löh. Bei Möllmicke liegt der Junkernbergerzug und der Vahlbergerzug bei Vahlberg.
Im Tal der Sieg bis nach Betzdorf wurde ebenfalls intensiver Bergbau betrieben.
180°-Blick zu den Nachbargruben
Lage der Nachbargruben
Der Maasmicker Stauteich
Im Maasmicketal finden wir mehrere bedeutende Bereiche des Bergbaus in der Rhonard. Der Stauteich im Maasmicketal wurde für die Aufbereitung der Erze als Waschteich genutzt. Das Eisenerz musste von unerwünschten, mitgeförderten Bestandteilen getrennt werden. Nachdem man das Erz gewaschen hatte, wurde es klein geschlagen, gesiebt und geröstet. Ob dieser Waschteich dazu beigetragen hat, Aufschlagwasser für die Wasserkunst zu liefern, ist unklar, aber wahrscheinlich. Unklar ist auch die Bedeutung der V-förmigen Aussparung im Damm. Es ist möglich, dass diese Lücke durch ein Unwetter und eine daraus folgende Wasserflut entstanden ist. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass diese V-Form des Dammes dazu diente, das Wasser kontrolliert ablaufen zu lassen.
Reste des Maasmicker Stauteich-Damms, Ansicht talseits in westliche Richtung
Maasmicker Stauteich-Damm, Ansicht bergseits in östliche Richtung
Der Maasmicker Stollen
Ca. 150 m nord-östlich des Maasmicker Stauteichs, oberhalb der Fichtenanpflanzung, befand sich der Maasmicker Stollen. Dort setzte damals der Obere Stollen an, der in verschiedenen Karten unterschiedlich benannt wird. Er trug die Namen: Maasmicker Stollen, Oberer Stollen, Kettenschachter Stollen. Dieser Stollen führte vom Maasmicketal in gerader Richtung zum Kettenschacht. Heute ist der Stollen verfüllt und nicht mehr erkennbar. 150 m oberhalb befindet sich ein Tagebruch. Im Bereich des ehemaligen Mundlochs des Stollens finden wir noch Reste eines Zechengebäudes, die Überbleibsel eines Aufbereitungsgebäudes sowie den ehemaligen Standort eines Turmes (vermutlich ein Pulvertum).
Hier befand sich der Eingang zum Maasmicker Stollen, heute leider mit Erde aufgefüllt.
Wasser aus der Maasmicke und dem Maasmicker Stollen
Wasserkunst und Kunstkanal
Ein großes Problem im Rhonarder Bergwerk war die Wasserhaltung. Von Anfang an kämpften die Menschen gegen das Wasser. „Kunst“ nannten die Bergleute die Art und Weise, wie man das Wasser aus der Grube entfernt. Es wurden Wasserräder genutzt (Wasserkunst), die über ein Gestänge- und Pumpensystem das Wasser aus den Gruben beförderten. Lenzpumpen führten von Stollen zu Stollen das Wasser aus 200 m Tiefe nach oben. Zum Antrieb dieser Räder benötigte man viel Wasser.
Wasserkunst
1778 veranlasste Graf von Brabeck den Bau von Stauteichen, um genügend Aufschlagwasser für die Wasserräder zur Verfügung zu haben. Die drei Stauteiche sind heute noch erhalten. Der „Niedere Teich“ und der „Obere Teich“ liegen im Tal unterhalb von Altenkleusheim, linksseitig der heutigen Bundesstraße B 54. Der kleine Teich liegt rechtsseitig, beim Ort Bruch, den wir auf diesem Wanderweg als Nächtes erreichen. Die Baukosten für diese drei Teiche beliefen sich insgesamt auf über 8000 Reichstaler. Über einen der Kunstkanäle leitete man das Wasser zu den Wasserrädern. Oberhalb der alten B 54 verläuft der heute schwer erkennbare, ehemalige Kunstkanal.
Der Kunstkanal nach dem Kyrill-Orkan
Paralleler Verlauf des Kunstkanals entlang der alten B 54
Die Natur holt sich alles zurück …wenn man sie lässt
Das Auto eroberte im Laufe der Zeit die Straßen. Die alten Landstraßen waren dem anwachsenden Güterverkehr nicht mehr gewachsen. Deshalb wurden „Kunststraßen“ gebaut, in der Bevölkerung nannte man sie Chausseen. Im Jahre 1975 wurde die B 54 erneuert und die Strecke nördlich verlegt. Nach dem Neubau wurde die alte Straße kaum noch befahren. Wenn sich der Mensch zurückzieht, holt sich Natur in kleinen Schritten ihren Lebensraum zurück.
Die alte B 54, von der Ortschaft Bruch Richtung Norden
Mutungsstollen an Kochs Fischteich
Vermutlich wurde der Stollen um 1850 zur Zeit der industriellen Revolution mit Pulver herausgesprengt. Damals benötigte die Industrie Metalle jeglicher Art. Erzfunde gaben der Bevölkerung Hoffnung, den Sorgen der „kleinen Eiszeit“ (Kälteperiode, 15.–19. Jh.) entrinnen zu können. Die Menschen litten unter dem Klima, die Vegetationsperioden waren kurz, Hunger und Tod bestimmten den Alltag. Es wurde vielerorts „gemutet“ (Schürfantrag beim Bergamt). Überall in den Wäldern wurde der Boden nach Erzen durchgewühlt. Die Bauern beschwerten sich, man könne die Kühe nicht mehr in den Wald treiben, da sie sich sonst die Beine brechen würden. Leider wird der Stollen immer wieder zur Entsorgung von Müll genutzt. 2020 wurde Diebesgut aus einem Einbruch in Lennestadt im Stollen entdeckt. Die Polizei konnte die Diebesbande fassen. Gegenüber des Weges dieses Stollens befindet sich der kleinere der drei Stauteiche („Kochs Fischteich“).
Mutungsstollen an Kochs Fischteich,vermüllt
Mutungsstollen an Kochs Fischteich
Der Kunstschacht
„Wasser hebt Wasser“ – dieses Wortspiel beschreibt treffend die Methode, mit der im alten Bergbau das Wasser aus den Gruben entfernt wurde. Man nutzte Wasserräder (Wasserkunst), die über ein Feldgestänge und ein Pumpensystem das Wasser aus den Gruben beförderte. Dieses System hob das Wasser aus einer Tiefe (Teufe) von bis zu 200 m an die Oberfläche. Das Wasserrad der Grube Rhonard hatte einen Durchmesser von 14 m und erbrachte eine Leistung von ca. 15 PS. Hohe Reibungsverluste der Gestänge und Lenzröhren reduzierten die Effektivität der Leistung erheblich. Über der Radstube befand sich ein Haus mit einer Glocke. Bei jeder Umdrehung des Wasserrades schlug die Glocke an. Zum Betreiben des Rades benötigte man sehr viel Wasser. Deshalb ließ man Stauteiche errichten, um auch in heißen Sommern ausreichend Wasser zu haben. Es passierte in der Geschichte der Grube Rhonard oft, dass durch Wassermangel die Grube absoff und nicht betrieben werden konnte. Vor uns liegt der ehmalige Kunstschacht. In ca. 30 m Tiefe befindet sich die Radstube, mit dem oberschlächtigen Wasserrad welches mittels der Aufschlagwässer aus den benachbarten Stauteichen betrieben wurde.
Detail des Saigerrisses (Querschnitt der Schächte und Stollen) von Franciscum Gipperich, November 1787 (Repro Stadtarchiv Olpe)
Wasserkunst unter Tage
Kunstschacht der Neuen Radstube
Umweltschutz ist uns wichtig
Der Weg zum Kunstschacht führt durch ein gesetzlich geschütztes Biotop. Da aufgrund der bergbaulichen Aktivitäten in der Vergangenheit schwermetallreiche Gesteine bis an die Erdoberfläche gelangen konnten, musste sich auch die Pflanzenwelt an diese speziellen Bedingungen anpassen. So sind hier am Randbereich der Waldfläche seltene „Schwermetallrasen“ entstanden. Pflanzen, wie z. B. das Taubenkropf-Leimkraut, kommen gut mit den extrem trockenen, nährstoffarmen und schwermetallreichen Bedingungen zurecht.Um diese seltenen Lebensräume zu erhalten, bleiben Sie bitte auf den gekennzeichneten Wegen!
Traubenkopf-Leimkraut(Silene vulgaris)
Traubenkopf-Leimkraut(Silene vulgaris)
NSG Grubenhalde Rhonard
Haben Sie beim Begehen des Grubenkunstweges das Geräusch schlagender Hämmer und rasselnder Aufzüge im Ohr? Kein Wunder, denn das ca. 1 ha große Naturschutzgebiet „Grubenhalde Rhonard“ umfasst ein ehemaliges, überregional bedeutsames Bergbaugebiet, das bis in das Jahr 1614 zurückgeht. Das dichte Geflecht aus Bergbaurelikten wie Pingen, Mulden, Einbruchstrichtern und -tälchen sowie Gesteinshalden ist sowohl naturschutzfachlich, als auch kulturhistorisch von hoher Bedeutung. Zudem haben die Gesteinsaufschlüsse einen erdgeschichtlichen Zeugniswert (Geotop). Gerade die kargen, mitunter schwermetallhaltigen Böden der Bergbaurelikte besitzen ein hohes Biotopentwicklungspotenzial für seltene Pflanzenarten, insbesondere Moose, Farne und Flechten. Zu den Raritäten zählen beispielsweise der Nordische Streifenfarn und der Ruprechtsfarn. Auch verschiedene wärmeliebende Tierarten besiedeln diese besonderen Standorte. Am südlichen Rand des Schutzgebietes finden sich sog. Schwermetallrasen, ein äußerst seltener Biotoptyp, der im Sommer gut am Vorkommen des Taubenkropf-Leimkrautes zu erkennen ist. Insbesondere die Flora des Gebietes ist gegenüber Störungen sehr empfindlich (v. a. durch Tritt), so dass – außer für die Eigentümer, Pächter und Jagdausübungsberechtigten – ein striktes Betretungsverbot gilt. Abgesehen davon besteht an vielen Stellen des Schutzgebietes, insbesondere in der Nähe der ehemaligen Abbauschächte, eine hohe Absturz- und Verletzungsgefahr! Bleiben Sie also auf den Wegen.
Der Förderschacht
Während für die Entwässerung der Grube die für die damalige Zeit beste Technik angewandt wurde, genannt „Wasserkunst“, hinkte man den technischen Ansprüchen der Erzförderung weit hinterher. Mit Seil und Haspel wurden die Erze über mehrere Zwischenstufen aus einer Tiefe von über 200 m nach oben geschafft. Diese Förderstufen nannte man „Fresser“ und „Höllenschacht“. Diese Namen zeugen von der Angst der Bergleute und den Gefahren im Berg. Wegen der veralteten Fördertechnik wurden viele Hilfskräfte im Bergwerk beschäftigt, die keine Erze im Berg lösten. Diese erhöhten die Kosten erheblich.
Detail des Saigerrisses (Querschnitt der Schächte und Stollen) von Franciscum Gipperich, November 1787 (Repro Stadtarchiv Olpe)
Bergleute unter Tage mit Öllampen (aus dem Jahrbuch für Berg- und Hüttenleute, 1808)
Die Vorrechte der Bergleute
Trotz der schweren und gefährlichen Arbeitsbedingungen wurden Bergarbeiter beneidet, denn sie hatten ein gesichertes Einkommen und eine geregelte Arbeitszeit. Sie besaßen ein wichtiges Vorrecht: Der Bergmann wurde vom Kriegsdienst freigestellt, da in Kriegszeiten die Erzförderung sehr wichtig war. Ebenso wurden die Berggesellen von Einquartierungen, Wach- und Frondiensten sowie anderen bürgerlichen Diensten befreit. Während für die Entwässerung der Grube die für die damalige Zeit beste Technik angewandt wurde, Wasserkunst“, hinkte man den technischen Ansprüchen der Erzförderung weit hinterher. Mit Seil und Haspel wurden die Erze über mehrere Zwischenstufen aus einer Tiefe von über 200 m nach oben geschafft. Diese Förderstufen nannte man „Fresser“ und „Höllenschacht“. Die Namen zeugen von der Angst der Bergleute und den Gefahren im Berg. Wegen der veralteten Fördertechnik wurden viele Hilfskräfte im Bergwerk beschäftigt, die keine Erze im Berg lösten. Diese erhöhten die Kosten erheblich.
Ein Arbeitstag unter Tage
Um das Jahr 1700 waren hier 80 Bergleute und 43 Scheidejungen aus den Dörfern der Umgebung beschäftigt. Die erste Schicht begann um 4 Uhr morgens. Nach einem gemeinsamen Gebet begaben sich die Bergleute über Leitern unter Tage. Die Werkzeuge waren von den Schmieden geschärft worden. Der Steiger ging voran und trug den Pulversack. Zur Beleuchtung nutze man „Unschlitt“-Kerzen aus Talg. Unter Tage wurden die Erze grob sortiert. Das taube Gestein wurde in alte Stollen (Strecken) verfüllt (auf den Kasten gesetzt), die erzhaltigen Stücke zum Schacht gebracht und mit der Haspel nach oben gezogen. Die Frühschicht von morgens 4 Uhr bis um 16 Uhr nachmittags dauerte 12 Stunden. Die Spätschicht arbeitete 10 Stunden von 18 Uhr abends bis um 4 Uhr morgens.
Doppelhaspel
Erzabbau im Bergwerk, Georg Agricola: „De Re Metallica Libri XII“, 1549
Das älteste Hilfsmittel zur Schachtförderung war die Handhaspel. Die Erze wurden aus einer Tiefe von bis zu 200 m mittels Muskelkraft gehoben. Je nach Schwere der Last arbeiteten bis zu 4 Haspelknechte an dem Schacht. Zwei Arbeiter waren in der Lage, einen 50 kg schweren Eimer mit Erzen aus 50 m zu fördern. Das entspricht umgerechnet 0,4 bis 0,8 PS. Es war nicht möglich, die Erze aus sehr großen Tiefen direkt nach oben zu fördern. Diese Lasten wurden von Stollen zu Stollen gebracht. Der Ausbau der Schächte erfolgte auf unterschiedliche Weise. Bei felsigem und festem Gestein erfolgte kein Ausbau. Waren die Bodenbedingungen jedoch weich und brüchig, musste ein Schachtausbau erfolgen. In seigeren (senkrechten) Schächten wurden mehrere Leitern übereinander verwendet. An ihrem Ende gab es ein Brett, auf dem die Leiter stand oder auf der sich die Bergleute beim Auf- und Absteigen ausruhen konnten.
Schächte und Pingen auf der Rhonard
Entlang des Weges zwischen Parkplatz und SGV-Hütte liegen mehrere Schächte, die noch gut erkennbar sind: • Nasse Brüder Schächte • Heystocker Schacht • Junge Rhonarder Schächte • Kettenschacht • Schmittenschacht • Förderschacht alter erster Kunstschacht Im Umfeld der Schächte sind einige Schürfstellen, „Pingen“ genannt, erhalten. Der Heystocker Schacht und der Kettenschacht waren die wichtigsten Schächte der Grube Rhonard und wurden bis zur Stilllegung als Förderschacht genutzt. Bei fortschreitender Tiefe musste das Wasserproblem mit einem Entwässerungsstollen gelöst werden. Im Maasmicketal setzte man den Stollen an, der dann nach ca. 170 m den Kettenschacht erreichte. Bei diesen Arbeiten entdeckte man einen bisher unbekannten Erzgang, genannt „Eisenstock“.
Heystocker Schacht
West-Ost-Schnitt der Grube „Vereinigte Rhonard „
Alte Schürfstellen, genannt „Pingen“
Tagebruch in der Nähe der SGV-Hütte
Nasse Brüder
Auf der Rhonard findet man häufiger den Namen „Nasse Brüder“ oder die Nasse-Brüder-Schächte, die alten Nasse-Brüder Schächte und das Grubenfeld Nasse-Brüder. Woher kommt dieser seltsame Begriff? Die Rhonard ist ein sehr wasserreicher Berg. Die über Tage arbeitenden Bergleute nannten ihre Kumpel „Brüder“. Wenn diese nach einer langen, anstrengenden Schicht aus dem Schacht ausfuhren, waren sie durchnässt und schmutzig. Die Kumpel sagten bei Schichtende: „Jetzt kommen unsere nassen Brüder.“ Daher stammt der Begriff. Der Schacht Nasse Brüder hatte eine Tiefe von ca. 50 m. Später wurde der Schacht verfüllt, nachdem dort große Müllmengen „entsorgt“ worden waren.
Lage des ehemaligen Nasse Brüder Schacht, heute leider aufgefüllt und mit Fichten bepflanzt.